Featured: Stefano Zacchiroli, Debian

28.04.2011 18:34
Anika Kehrer

Stefano Zacchiroli ist 2010 zum Projektleiter der Linux-Distribution Debian gewählt und 2011 wiedergewählt worden. Als "DPL" (Debian Project Lead) fungiert der promovierte Informatiker als offizielle Schnittstelle zwischen Debian und dem Rest der Welt.

Vortrag " Debian, 18 years and counting ", Donnerstag, 12.05.2011, Raum Berlin II, 12 - 13 Uhr: Debian is a project of 1'000 members that do-ocratically and democratically make a GNU/Linux distribution of 30'000 packages. The distribution started in 1993 and is one of the oldest and longest running distribution out there, with an unparalleled focus on quality and stability. If you care about Free Software, you couldn't care more about Debian, nowadays like in 1993. This talk will explain you why and how. Zu Stefanos Vortrag

Backstage mit Stefano

Stefano, als Debian-Entwickler und vor allem als Debians Projektleiter 2010/2011 kommst Du sicher viel herum. Auf wievielen FOSS-Events bist Du denn so im Jahr?

Ich nenne mal ein paar statistische Werte vom vergangenem Jahr: FOSDEM, LinuxTag, LCA, DebConf, UDS, eine Mini-DebConf in Paris, außerdem eine Handvoll (eigentlich gar nicht so) lokaler Events, wo ich freundlicherweise eingeladen war. Insgesamt würde ich mal sagen, ein Dutzend pro Jahr. Da sind die zahllosen Biere und Abendessen mit Debian/FOSS-Kollegen aber noch nicht eingeschlossen, die in Paris Station machen!

Hat die DPL-Erfahrung etwas für Dich geändert, zum Beispiel eine überraschende neue Perspektive eröffnet?

"Überraschend" neu nicht wirklich, so würde ich das nicht nennen. Ich bin allerdings davon beeindruckt, dass Institutionen, Unternehmen und öffentlich-rechtliche Einrichtungen Debian so gut kennen und so hoch schätzen, also alles so Realitäten um Freie Software herum, die nicht zur "Community" im engeren Sinne gehören. Es ist schade, dass Freiwillige das manchmal nicht sehen, denn wir können da wirklich stolz drauf sein.

Von Debian und dem ganzen Techiversum einmal abgesehen - welcher Teil des Lebens interessiert Dich, was findest Du faszinierend?

Alle Arten von sozialen Bewegungen, wo Individuen an der Welt um sich herum aktiv teilnehmen. Das "Techiversum" ist eine Unterkategorie davon, wo Geeks sich einbringen, um die (freie) Software zu gestalten, die sie benutzen und benötigen. Aber da sind noch viele andere, die mich schon immer fasziniert haben, angefangen bei Freiwilligen in sozialen Diensten und politischen Initiativen bis hin zu NGOs.

Du arbeitest als Forscher im Bereich Informatik an der Université Paris Diderot. Wenn sich das jemand etwas genauer vorstellen möchte: Wie sieht so ein typischer "Stefano-Tag" aus?

Aufwachen und Frühstücken um 8 Uhr, rund eine Stunde E-Mails bearbeiten, etwa um 10 ins Büro gehen, und dann ist es sehr unterschiedlich. Manche Tage sind ganz der Lehre gewidmet (Kurse, Examen), an anderen stehen ruhige oder auch hektische Brainstorming-Sessions mit Kollegen an, und andere sehen wieder anders aus, etwa wenn eine Deadline ansteht. Dann müssen wir uns mit dem Schreiben eines Papers für ein wissenschaftliches Journal oder einen Kongress beeilen, oder noch an dem korrespondierenden Experiment hacken. Glücklicherweise unterscheiden sich die Tage stark!

Was hat Dich bewogen, auf dem LinuxTag 2011 einen Vortrag zu halten?

Das ist eine Veranstaltung, die ich interessant finde. Obwohl ich normalerweise FOSS-Konferenzen bevorzuge, auf der die Community - und nur die Community - die tragende Rolle spielt, hat es der LinuxTag geschafft, eine gute Balance hinzubekommen aus Projekten und Firmen, die miteinander in Verbindung stehen.

Stefanos Steckbrief

Geburtsort: Bologna, Italien

Wohnort: Paris, Frankreich

Alter: 32

Lieblings-Programmiersprache(n): OCaml

Lieblings-FOSS-Betriebssystem-Derivat(e): Debian! (Überraschung, was?)

Jemand fragt mich, worum es bei FOSS und Linux eigentlich geht. Meine Antwort in 3 Sätzen:
Freie Software ist der Garant dafür, dass du all die Rechner deines Lebens wirklich kontrollierst - und dass das auch so bleiben kann: Angefangen bei "echten" Computern bis hin zu Mobiltelefonen, von sozialen Netzwerken bis hin zu Geräten, von denen dein Leben abhängt, etwa Autos, Flugzeuge oder medizinische Geräte.


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