Featured: Dominik Oepen, OpenPACE

07.05.2011 09:00
Anika Kehrer

Der Berliner Dominik Oepen hat sich in seiner Diplomarbeit mit dem Titel "Authentisierung im mobilen Web - Zur Usability eID basierter Authentisierung auf einem NFC Handy" mit der Nutzung des neuen Personalausweises auf einem Mobiltelefon beschäftigt. Der jetzige Doktorand ist einer von zwei Gründern des Projekts OpenPACE, eine auf OpenSSL aufsetzende Bibliothek für das PACE-Protokoll (Password Authenticated Connection Establishment), mit der er die Grundlage für weiterführende Projekte legen will.

Vortrag "FOSS im Umfeld des neuen Personalausweis" zusammen mit Frank Morgner, Freitag, 13.05.2011, Raum Berlin II, 15 - 16 Uhr: Sowohl Gegner als auch Befürworter des seit November 2011 in Deutschland verfügbaren neuen Personalausweises (nPA) profitieren von freien Implementierungen der benötigten Software, denn sie sorgen für mehr Transparenz. Der Vortrag stellt die Software vor, welche im Rahmen des offenen Anwendungstestes für den neuen Personalausweis (nPA) an der Humboldt-Universität zu Berlin entwickelt wurde. Zur Sprache kommen sowohl die Implementierung der grundlegenden kryptografischen Protokolle in der Bibliothek OpenPACE, als auch darauf aufsetzende Werkzeuge, wie etwa das Kommandozeilentool npa-tool. Zu Dominiks Vortrag

Backstage mit Dominik

Dominik, wie bist Du persönlich in OpenPACE involviert und wie kam es dazu?

Ich und Frank sind derzeit die beiden Entwickler von OpenPACE. Wir haben das Projekt im Jahr 2009 gegründet, als wir damit angefangen haben, uns mit dem neuen Personalausweis (nPA) zu beschäftigen. Zweck war es, die verwendeten kryptografischen Protokolle zu erforschen und eine freie Implementierung zur Verfügung zu stellen, wobei wir OpenSSL als Basis nutzten. Schon vorher hatten wir die Ergebnisse unserer Arbeit im Rahmen der virtuellen Smartcardarchitektur veröffentlicht. Ich finde es wichtig, dass andere Leute von meiner Arbeit profitieren und sie weiterführen können. Leider ist das im universitären Umfeld nicht der Normalfall.

Wie erlebst Du die Sensibilität für Computersicherheit bei den Studenten der Humbold Universität Berlin?

Es findet sich hier komplette Bandbreite: Einerseits gibt es viele Studenten, die das Thema Sicherheit als lästig empfinden und recht fahrlässig damit umgehen. Andererseits erleben wir bei Vorlesungen und Seminaren oft einen regelrechten Ansturm von Studenten, die sich sehr für das Thema interessieren. Diese Leute setzen dann auch häufig entsprechende Technologien zum Schutz ihrer Daten ein, wie Verschlüsselung von E-Mails oder Festplatteninhalten.

Beruflich bist Du Student und Tutor am Institut für Informatik, Lehrstuhl für Systemarchitektur der HU Berlin. Damit man sich darunter etwas Genaueres vorstellen kann: Wie sieht so ein typischer "Dominik-Tag" aus?

Mittlerweile bin ich nicht mehr Student, sondern Doktorand im Graduiertenkolleg METRIK. Zur Zeit befinde ich mich dort in der Einarbeitungsphase, das heißt einen Großteil meiner Zeit verwende ich auf die Suche nach und auf das Lesen von aktueller Forschungsliteratur. Darüber hinaus gilt es die obligatorischen Berichte und Präsentationen zur verfassen und bei der Vorbereitung von Seminaren und Vorlesung zu helfen. Zur Programmierung komme ich in letzter Zeit leider nicht mehr so viel, weshalb die Weiterentwicklung von OpenPACE im meiner Freizeit stattfindet.

Was hat Dich bewogen, auf dem LinuxTag 2011 einen Vortrag zu geben?

Ich möchte andere Menschen dazu bewegen sich mit dem neuen Personalausweis auseinanderzusetzen, die Technologie auf die Probe zu stellen und Werkzeuge dafür zu entwickeln. Bereits bei der Einführung des elektronischen Reisepasses gab es eine Reihe von Projekten, die offene Software für die so genannten Maschinenlesbaren Reisedokumente entwickelt haben (z.B. OpenMRTD, JMRTD), die dabei auch interessante Entdeckungen zur Sicherheit machten. Für den nPA gibt es bis jetzt noch wenig freie Software. Ich hoffe, dass sich das in Zukunft ändert und denke, dass OpenPACE eine gute Grundlage für weiterführende Projekte ist.

Dominiks Steckbrief

Wohnort: Berlin

Alter: 27

Lieblings-Programmiersprache(n): C und Python

Lieblings-FOSS-Betriebssystem-Derivat(e):
Ich teste gerne unterschiedliche Betriebssysteme und glaube nicht an 'das einzig wahre OS'. Zur Zeit verwende ich Ubuntu, überlege aber auf Arch Linux umzusteigen.

Ein Tag ist für mich perfekt, wenn ...
... ich etwas Neues lerne, es erfolgreich anwenden kann und anschließend den Tag bei einem Bier mit Freunden ausklingen lasse.

Was hat es mit FOSS und Linux auf sich? Meine Antwort in 3 Sätzen:
FOSS steht Freie Open Source Software und bezeichnet Software, die im Quelltext zur Verfügung steht und frei benutzt, weitergegeben und verändert werden darf. FOSS ermöglicht es dem Nutzer, die Funktionsweise eines Programmes nachzuvollziehen, es an seine Anforderungen anzupassen und seine Veränderungen wiederum anderen Menschen zur Verfügung zu stellen. Der Erfolg des freien Betriebssystems Linux zeigt das Potenzial dieses Modells auf beeindruckende Art und Weise.


Kategorie: Homepage, Speaker Features