Featured: Nicholas Marriott, tmux

05.05.2011 01:47
Anika Kehrer

Nicholas Marriott aus Nordirland ist Urheber und Maintainer des Terminal-Multiplexer "tmux". Sein Motiv ist - so sagte er in einem Interview von 2009 [1] - dass er den bestehenden Terminal-Multiplexer "screen" in einem Zustand vorfand, den er nicht für erweiterbar hielt. Für sein eigenes Tool nahm er sich daher vor, den Code nachvollziehbar und erweiterbar zu erhalten. Denn, so lehrte ihn sein Projekt höchstpersönlich: Leute nutzen Tools auf ziemlich unterschiedliche Weise.

Vortrag "The tmux terminal multiplexer", Samstag, 14.05.2011, Raum Europa II, 4.30 - 5 p.m: tmux is a program that permits multiple text terminal processes to be created and managed from a single text terminal. This talk will cover the history of tmux, its main features and some of the differences from similar programs such as GNU screen. Zu Nicholas' Vortrag

Backstage mit Nicholas

Nicholas, seit 2007 hast Du ein eigenes FOSS-Projekt. Du (zusammen mit anderen) hast ihm mehr und mehr beigebracht. Lass uns mal den Spieß umdrehen: Was hast Du denn von tmux gelernt?

Ich bin nicht sicher, ob da etwas besonders hervorsticht. Natürlich weiß ich jetzt eine Menge mehr über Terminal-Emulatoren als vorher, und Programmierfertigkeiten verbessern sich auch nur, wenn man tatsächlich Code schreibt.

Eine Sache ist vielleicht, dass es eine große Bandbreite von Leuten innerhalb der OSS-Comunity gibt, und auch sehr unterschiedliche Wege, die für Unix verfügbaren Tools zu verwenden. Fast alle tmux-Features kamen entweder durch meine eigenen Anforderungen oder die von Anwendern zustande. Und es gab viele Anfragen für Sachen, die ich selbst jetzt sehr viel benutze. Zum Beispiel wollte jemand denselben Inhalt auf verschiedene Fenster ausgeben - das ist die Option "synchronize-panes" - was ich vorher nie gemacht hatte, jetzt aber sehr viel mache. Es ist eine unglaublich nützliche Sache, wenn man dasselbe Environment auf mehreren Maschinen haben will.

Wie Leute tmux benutzen, kann auch sehr überraschend sein. Ein Beispiel ist die Vielfalt an Meinungen, was die standardmäßige Präfix-Taste sein sollte. Die Leute benutzen dafür fast jeden Key, es gibt keinen Konsens über den am besten geeigneten. Auch stammt viel von den Session-Auswahl-Menüs und die verbesserte Kopierfähigkeit von Usern, die zwischen Sessions einfacher umschalten wollten - das benutze ich jetzt auch viel. Die Maus-Unterstützung ist in letzter Zeit sehr viel besser geworden: Ich selbst benutze die Maus in tmux kaum, aber es gibt eine ganze Reihe Leute, die das gut und gern machen.

Wieviel Zeit verwendest Du auf tmux, was beansprucht die meiste Zeit, und wie erklärst Du technischen Laien, wofür "dieses tmux-Dings, mit dem du dich ständig beschäftigst", eigentlich gut ist?

Durchschnittlich verwende ich typischerweise eine halbe Stunde bis Stunde am Tag für tmux-bezogene Sachen (Antworten per Mail oder auf IRC geben, kleine Änderungen vornehmen und so weiter). Größere Zeitaufwände, die für größere Änderungen anfallen, hängen stark von der verfügbaren Freizeit ab. Am zeitaufwändigsten ist das Coden - wenn das nicht so wäre, würde es auch nicht so viel Spaß machen.

Ich bin nicht so der Evangelist, also fragen mich nur wenig Leute nach tmux, die eine längere Erklärung bräuchten. Wenn sie eine möchten, gehe ich nicht so sehr ins Detail - tmux ist nicht so einfach zu verstehen für jemanden, der es nicht braucht.

Abgesehen von tmux, OpenBSD und dem ganzen Tekkiverse - welcher Teil des Lebens interessiert Dich, was findest Du faszinierend?

Abgesehen von Computern verbringe ich viel Zeit mit Lesen und Wandern. Was mich fasziniert, kann sich ziemlich oft ändern; vor Kurzem habe ich ein paar bekannte Astronomie-Bücher gelesen, die ziemlich interessant waren.

In Deiner Speaker-Biografie schreibst Du, Du arbeitest als Sofwtare-Entwickler im Finanzsektor. Wie sieht ein typischer "Nicholas-Tag" aus?

Ich bin Teil eines kleinen Teams für ein Produkt, das zu einer größeren Palette gehört. Der Bereich, an dem ich arbeite, hat eigentlich mehr mit Performance und Netzwerken zu tun als mit Finanzen. Die meiste andere Software, die die Firma herstellt, hat aber in der einen oder anderen Form mit Handelsverkehr zu tun.

Im Moment entwickle ich typischerweise neue Komponenten, also verbringe ich die meiste Zeit des Tages mit Diskutieren, Programmieren und Debuggen. Normalerweise finde ich außerdem heraus, wie etwas in welchen Fällen funktionieren wird. Dann rede ich mit Leuten, lese Dokumentationen und schreibe Testprogramme. Schließlich implementiere ich das gesuchte Programm, schreibe also den Code.

Was hat Dich bewogen, auf dem LinuxTag 2011 einen Vortrag zu geben?

Es war ein Vorschlag und es wirkte interessant. Außerdem war ich lange nicht in Berlin, also dachte ich, es wäre schön mal wieder dort hin zu kommen.

Nicholas' Steckbrief

Geburtsort/Wohnort: Nord-Irland

Alter: 30

Lieblings-Programmiersprache(n): C

Lieblings-FOSS-Betriebssystem-Derivat(e): OpenBSD

[1] Link zum Interview mit Nicholas im OpenBSD journal

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